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BY-NC-ND 4.0 license Open Access Published by De Gruyter

Basileios Boioannes

Βασίλειος

  • Ralph-Johannes Lilie , Claudia Ludwig , Beate Zielke and Thomas Pratsch

N: Beiname oder Familienname: Boioannes; Varianten: Boeanes — Βοηανῆς (Cod. Petropol. gr. 71), Bugianus (Lupus Protospatarius), Bugiano (Anonymus Barensis), Boiano bzw. Boianó (Trinchera; Leo Ostiensis), entstellt als Vulcano (Annales Barenses 53). Abweichender Taufname: Ἰωάννης (Cod. Petropol. gr. 71; cf. unter Q und P).

T: Protospatharios und Katepano von Italien (Dezember 1017 – vor September 1028) — protospatharius et catapanus Italiae et Calabriae (Codice diplomatico del regno di Carlo I e II d’Angio); Anthypatos (Cod. Petropol. gr. 71).

V: Er folgte im Dezember 1017 als Katepano von Unteritalien auf Tornikios Kontoleon (# 28366), der nach einer schweren Niederlage gegen den Rebellen Meles (# 25033) von seinem Posten abberufen worden war.

B. gelang es, im Oktober 1018 bei Cannae in Apulien einen entscheidenden Sieg über Meles und die mit diesem verbündeten Normannen (s. unter Rodulfus [# 26831]) zu erringen. B. konnte mit diesem Erfolg die Mehrzahl der langobardischen Fürsten wieder unter die byzantinische Herrschaft zwingen. Der Historiker Skylitzes faßt B.s militärische Erfolge in der Aussage zusammen, daß B. Unteritalien bis hin nach Rom erobert habe. Der geschlagene Meles floh zu Kaiser Heinrich II. nach Deutschland und starb 1020 in Bamberg im Exil.

Laut Ademar von Chabannes erzielte B. seinen Sieg bei Cannae mithilfe von “Russen”, also warägischen Söldnerkontingenten. Nach dem Sieg sollen laut Ademar viele Normannen gefangengenommen worden sein und den Rest ihres Lebens in Gefängnissen in Konstantinopel gefristet haben. Ebenfalls laut Ademar soll im Anschluß an die Schlacht der Seeweg von Süditalien ins Heilige Land für westliche Pilger verschlossen gewesen sein, weil die Byzantiner jeden Reisenden aufgegriffen und in Fesseln nach Konstantinopel gebracht hätten.

Im Jahre 1019/20 wird B. in einer Notiz des Kopisten Michael (# 25360) erwähnt (Cod. Petropol. gr. 71; s. unter Q und P).

Von B. sind mehrere Entscheidungen in Rechtsfragen, Privilegien, Privilegienbestätigungen u. ä. erhalten, die bei Falkenhausen, Dominazione 193–201, aufgelistet werden (Regesten Nr. 40–49): Februar 1018: eine (zweifelhafte) Bestätigung früherer Privilegien für das Kloster Montecassino (Regest Nr. 40); Juni 1019: Festlegung der Grenzen des Territoriums der Stadt Troia (Regest Nr. 41); Anfang 1021: Bitte an den Fürsten Pandolfus IV. von Capua (# 26227) um freien Durchzug durch das Territorium von Capua, um militärisch gegen einen Rebellen vorgehen zu können (Regest Nr. 42); Juni 1021: Übertragung der Besitzungen des Rebellen Maraldus (# 24906) von Trani an das Kloster Montecassino (Regest Nr. 43); 1021/22: Geschenk eines Hauses in Bari an den Protomandator Basileios (# 21098) (Regest Nr. 44); April 1023: Bestätigung einer Besitzung des Klosters S. Maria del Rifugio bei Tricarico unter Aufzählung der entsprechenden Verfügungen von B.s Amtsvorgängern (Regest Nr. 45; s. auch unter Nikolaos [# 26128]); Januar 1024: Abgabenbefreiung für die Einwohner von Troia. Wahrscheinlich handelt es sich um eine Fälschung aus der Normannenzeit (Regest Nr. 46); Dezember 1025: Schenkung einiger Grundstücke auf dem Monte Gargano an das Kloster S. Iohannes in Lamis (Regest Nr. 47); 1017–1028: Bestätigung der Besitzungen und Rechte des Klosters S. Petrus in Torremaggio in Nordapulien (Regest Nr. 48); 1017–1028: Brief an zwei Mönche mit der Bitte, zu B. nach Bari zu kommen (Regest Nr. 49).

B. soll während seiner Amtszeit das Kastell Mutulae (Mottola) erbaut und eine Reihe weitere Festungen errichtet bzw. Städte befestigt haben, darunter auch Troia (Lupus Protospatarius 57 [a. 1023]; Leo Ostiensis II 51, p. 261; cf. Felix, Byzanz 199 Anm. 30). Möglicherweise ist auf B. auch die Errichtung des Erzbistums Siponto zurückzuführen, das in dieser Zeit aus dem Verband der Suffraganbistümer Benevents herausgelöst wurde (cf. dazu Holtzmann, Boioannes 31f.).

1024 setzte B. nach Kroatien über, nahm die Gattin des kroatischen Herrschers Krešimir III. (# 24197) gefangen und schickte sie nach Konstantinopel

Im Jahre 1025 wurde Orestes (# 26199) als Oberbefehlshaber nach Italien entsandt, um die Araber von den Küsten Kalabriens zu vertreiben und die Rückeroberung Siziliens vorzubereiten. An diesem Feldzug nahm B. zusammmen mit Truppen aus Bari teil, baute u. a. die Befestigungen von Rhegion (Reggio) wieder auf und scheint Messina erobert zu haben: Et Bugiano cum Barenses barcavit Messinum (Anonymus Barensis 149). Jedoch wurde das Unternehmen nach dem Tod des Kaisers Basileios II. abgebrochen. 1028 wurde B. abberufen und kehrte zusammen mit Orestes nach Konstantinopel zurück.

Q: — (Hist.): Skylitzes, Konstantinos IX. Monomachos 3, p. 426,37-41. — (Dok.): Trinchera Nr. XVII–XX, p. 18–22; erwähnt in Nr. XXV, p. 28 (von 1032); Guillou–Holtzmann Nr. II, p. 27f. — (Ms.): Cod. Petropol. Bibl. publ. gr. 71, ... ἡγεμονεύοντος τῶν Ταλιαίων (lege: Ἰταλῶν?) ἀνθ(υπάτου) Ἰω(άννου) τοῦ Βοηανοῦ καὶ ἐν ἡμέραις Γοαημέρου πρήνκηπος. (zitiert nach Vogel–Gardthausen 323) bzw. ... ἡγεμονεύοντος τῶν Ταλιανῶν πρωτοσπαθαρίου Ἰωάννου τοῦ Βοηάνου, καὶ ἡμέραις Γοαημήρη πρήνκηπος (zitiert nach Falkenhausen, Montecassino 80). — (lat.): Lupus Protospatarius 53f. (a. 1018. 1019. 1021. 1024. 1029); Anonymus Barensis 148f. (1018. 1019. 1024f. 1029); Annales Barenses 53 (a. 1021. 1027); Leo Ostiensis II 37, p. 240; II 38, p. 241; II 51, p. 261; II 56, p. 274f.; Ademar, Historiae III 55, p. 140,34-38 (MGH); III 55, p. 173,27 – 174,32 (Bourgain); Radulphus Glaber III 1, cap. 2; Ughelli, Italia Sacra X 358B (Chronica Monasterii S. Bartholomaei); Codice diplomatico del regno di Carlo I e II d’Angiò I App. 1, XIV s., n. 5 (lat. Übersetzung einer Schenkungsurkunde von Besitzungen am Monte Gargano für das Kloster S. Iohannes in Lamis, die in eine spätere lat. Urkunde inseriert ist). — (arab.): Ibn al-Aṯīr IX 348,16 – 349,4 (ohne Erwähnung des B.).

L: ODB I 302f.; Savvides V 144–146. — Gay, L’Italie 411f.; Vogel–Gardthausen 323; Amari, Storia II 423f.; Lake, Dated Mss. VI ,238, p. 13 (und Tafeln 427–429); Pochettino, Langobardi 408f. 420; Guillou–Holtzmann; Holtzmann, Boioannes passim; Falkenhausen, Dominazione 64f.; 71. 90f. (Nr. 40); 105 (Nr. 78); 193–201 (Regesten Nr. 40–49); Wolff, in: BMGS 4 (1979) 146–149 (zum Zeugnis des Ademar); Felix, Byzanz 199f.; Lucà, in: Scritture I 352f.; Falkenhausen, Montecassino 79f.; Božilov, Bălgarite 262f.; Bourgain, in: Ademar, Historiae (Bourgain), p. 307.

P: Es ist nicht sicher, daß Radulphus Glaber III 1, cap. 2, wo behauptet wird, daß “ein nicht geringer Teil der beneventanischen Provinz von den Griechen” unterworfen worden sei (non parua etiam pars subiugata est a Grecis Beneuentane prouincie), sich auf B. bezieht. Es könnte auch ein anderer Katepano gemeint sein. — Nicht auszuschließen ist eine Identität mit dem Katepano Basileios (# 21057) der Vita S. Vitalis (BHL 8697), s. dort. — Der Kolophon im Cod. Petropol. gr. 71 nennt den Katepano Ioannes Boianes statt Basileios Boioannes und schreibt Ταλιανῶν statt Ἰταλῶν. Der Zusammenhang (Datierung nach Herrschern) legt jedoch nahe, daß hier nur der 1019/20 amtierende Katepano des byzantinischen Italien, also B., gemeint sein kann.

QuelleSource

Downloaded on 29.3.2024 from https://www.degruyter.com/database/PMBZ/entry/PMBZ23247/html
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