Skip to content
BY-NC-ND 4.0 license Open Access Published by De Gruyter

Abū l-A'war

Ἀβουλαθάρ

  • Ralph-Johannes Lilie , Claudia Ludwig , Beate Zielke and Thomas Pratsch

N: Theophanes kennt ihn unter dem Namen Abulathar; Kedrenos nennt ihn Abulauar — Ἀβουλαούαρ, während Konst. Porph. ihn unter dem Namen Abubacharos — Ἀβουβάχαρος anführt.

T: Arabischer Feldherr und Flottenkommandant.

V: Arabischer Flottenkommandant unter den Kalifen ‘Uṯmān (# 8559) und Mu‘āwiya ibn abī Sufyān (# 5185). A. war offensichtlich Befehlshaber einer größeren arabischen Streitmacht, die – vermutlich im Jahre 650 – Zypern angriff und die Stadt Lapithos belagerte, aber nach Zahlung einer größeren Summe wieder abzog (cf. die syrischen Quellen). Es war dies der zweite arabische Angriff auf die Insel nach einem ersten im Jahre 649, der unter dem persönlichen Kommando Mu‘āwiyas stattgefunden hatte. Im Gegensatz zu dieser ersten Expedition scheinen die Araber 650 Zypern nicht vollständig geräumt, sondern im Gegenteil eine Festung errichtet und eine Garnison von 12.000 Mann Stärke stationiert zu haben, die laut den arabischen Quellen die Insel erst 680 wieder verlassen zu haben scheint. A. scheint zumindest zeitweilig Befehlshaber dieser Garnison gewesen zu sein, da Konstantinos Porphogennetos mitteilt, daß er Zypern beherrscht und seiner dort gestorbenen Tochter (s. unten) ein Grabmal errichtet habe, das noch zu seiner Zeit, also in der ersten Hälfte des 10. Jh.s, zu sehen gewesen sei. Dies spricht für einen längeren Aufenthalt der Araber auf der Insel, auch wenn Konstantinos Porphyrogennetos keine genauen Daten angibt.

Kurz nach seinem Zug gegen Zypern soll A. gegen Kos gezogen sein und die Insel durch Verrat ihres Bischofs (# 10691) erobert und anschließend geplündert haben, wie Michael syr. angibt. Im Jahre 655 befehligte A. die arabische Flotte bei dem Seesieg über die Byzantiner am Phönixvorgebirge (Theophanes: Ἀ... δὲ ἀρχηγὸν κατέστησε [i. e. Mu‘āwiya] τῆς αὐτῆς πλοιοποιΐας) und verfolgte die fliehenden Byzantiner bis nach Rhodos.

Q:(Hist.): Theophanes 345,27 – 346,1; Kedrenos 756,1-3. — (Fs.): Konst. porph., De them. XV, 19: Καὶ πρῶτος ἐν αὐτῇ διαπεράσας Ἀβουβάχαρος, οὗ καὶ τῆς θυγατρὸς τάφος ἐν αὐτῇ φαίνεται, ταύτης ἐκράτησεν. — (syr.): Michael syr. II 442. 445; Bar Hebraeus 98; Chronik v. 1234: cap. 132. 134, p. 211f. 214 (Palmer, Chronicles § 98. 101, p. 271f. 274f.).

L: EI I (1960) 111. — Caetani, Chronographia II: a. h. 32 Nr. 12; Stratos, Byzantium III 44– 46. 269–272; idem, Phoenix passim; Lilie, Reaktion 67f. — Zu der – teilweisen – arabischen Eroberung Zyperns und der zeitweiligen Besetzung zumindest eines Teils der Insel cf. neben Stratos R. Browning, Byzantium and Islam in Cyprus in the Early Middle Ages, in: Epeteris Kentrou Epistem. Ereunon 9 (1977/1979) 101–116; ausführlich N. E. Oikonomakes, Ἡ Κύπρος καὶ οἱ Ἄραβες (622-965 μ. Χ.), in: Ἵδρυμα Ἀρχιεπ. Μακαρίου Γ´. Τμῆμα Ἐπιστημ. Ἐρευνῶν (Leukosia 1984) (Μελέται καὶ Ὑπομνήματα Ι), 216–374; sowie zuletzt Papageorgiu, Μια σύγχρονη πηγή για τις δυο πρώτες Αραβικές επιδρομές κατά της Κύπρου, in: Stasinos 9 (1986–1988) 168–175; Chrysos, in: The Sweet Land of Cyprus 11–14; Hoyland, Seeing Islam 418f. 643.

P: Über die Identität des Abubacharos bei Konstantinos Porphyrogennetos bestehen unterschiedliche Auffassungen: A. Pertusi, in: Konst. Porph., De them 26f., identifiziert ihn mit dem Kalifen ‘Abd al-Malik (# 18) und datiert die Expedition auf 686, während andere ihn mit dem Kalifen Abū Bakr (gestorben 634) identifizierten, was allerdings von Stratos, Byzantium III 269 überzeugend zurückgewiesen worden ist (s. die ausführliche Diskussion dort). Am wahrscheinlichsten dürfte Abū l-A‘war sein, der nach den syrischen Quellen die zweite arabische Expedition gegen Zypern leitete, während die erste von 649 unter dem persönlichen Kommando Mu‘āwiyas gestanden hatte. Diese zweite Expedition des Jahres dürfte im Sommer 650 stattgefunden haben. Beide Angriffe und ihre schlimmen Folgen werden in einer 1974 im Atrium der Basilika von Soloi auf zwei Tafeln ausgegrabenen Inschrift erwähnt, die die Datierung des ersten Angriffs auf 649 bestätigt und die Datierung des zweiten auf 650 nahelegt, s. Tran Tam Tinh, Deux inscriptions sur l'invasion arabe (Annexe I), in: Soloi, dix campagnes de fouilles (1964-1974) I, ed. J. des Gagniers, Sainte-Foy 1985 (Recherches archéologiques de l'université Laval), 115–125 (Edition der beiden Tafeln, Inscr. I: p. 116; Inscr. II: p. 117f.), bes. Inscr. I,7-15, p. 116: Ἐν χρόνοις τοίνυν ἰνδ(ικτίῶνος) Ζ´ τοῦ τξε´ Διοκλητιανοῦ ἔτους γέγονεν ἡ ἐξ ἡμετέρων ἁμαρτιῶν κατὰ τῆς νήσου ἐπέλευσις ... πάλιν δὲ τῷ ἐπελθόντι χρόνῳ ἑτέραν ὑπέμεινεν ἐλεεινοτέραν ἡ νῆσος [ἔ]φοδον ... (s. auch Papageorgiu 170 sowie unter Ioannes [# 2786]). — EI V (1986) 536 identifiziert den Abulathar des Theophanes mit Busr ibn abī Arṭāt (# 1051).

Angehörige (anonym):

1. Tochter 71A

V: Tochter des Abū l-A‘war (Abubacharos). Sie starb anscheinend auf Zypern, denn ihr Grabmal ist zur Zeit Konstantins VII. in der ersten Hälfte des 10. Jh.s noch auf der Insel zu sehen.

Q:(Fs.): Konst. Porph., De them. XV, 19.

QuelleSource

Downloaded on 29.3.2024 from https://www.degruyter.com/database/PMBZ/entry/PMBZ11148/html
Scroll to top button